Andreas Grund
Da sitze ich nun am Bett dieses „kleinen großen“ Mannes, dessen Erdenzeit dem Ende zugeht. Vor meinem inneren Auge läuft ein Film ab. Ich kann mich noch genau erinnern. Es war vor sieben Jahren. Damals stand ich am Fenster im 12. Stock und schaute hinaus, als eine leise Stimme in mir (Gott) sagte: „Warte“. Also wartete ich, bis nach einer ganzen Weile Bernhards markante Stimme über den Flur schallte: „Komm schnell rein, in 10 Minuten kommt der Krankenwagen und holt mich ab!“ Viel Zeit blieb uns nicht mehr. Nach Bernhards Diagnose (COPD-Lungenkrankheit) war fraglich, wie viel Zeit zu leben ihm überhaupt noch bleiben würde. Also redeten wir bei einer Tasse Kaffee miteinander, als Bernhard voller Ernst meinte: „Ich mache jetzt Jesus die Tür auf und lasse IHN in mein Herz, aber nicht, weil du es sagst, sondern weil ich es will.“
Autonomie war für Bernhard Zeit seines Lebens ein bedeutender Wert. Geprägt von seinen vielen Jahren als Zirkus-Akteur, war Bernhard ein Original Gottes. Seine Andachten beim Promi-Essen im ANDERS kamen immer „frisch von der Leber“ und sein Herz reichte über den Roten Berg hinaus. Gerne wäre ich einmal noch mit Bernhard auf Predigt-Tournee gegangen. Das war mein Traum. Dieser kleine Mann, ständig nach Luft ringend, ohne Sauerstoffgerät aufgeschmissen, berührte doch das Herz vieler Menschen. Und er hatte was zu sagen. Auch konnte er Entscheidungen treffen. Dass nicht alle Entscheidungen in seinem Leben weise gewesen waren und dass er das Rad nicht hatte zurückdrehen können, darunter hatte Bernhard bis zuletzt gelitten.
Dennoch, trotzdem und in allem galt für ihn das Wort aus Psalm 23, das für ihn immer von so großer Bedeutung gewesen war. „Der Herr ist mein Hirte.“ Dieses Wort hatte ihn begleitet, ermutigt und getröstet. Immer wieder war es für Bernhard um Vertrauen gegangen. Noch am 12. Januar hatte er in einer SMS geschrieben: „Ja, das ist eben Gott, auch wenn es manchmal schwer ist. Ich muss langsam mal wieder lernen, IHM bedingungslos zu vertrauen. Ich weiß, dass Ihm nichts unmöglich ist und dass Seine Art eben anders ist als wir uns das vorstellen. Ich bin endlich wieder guter Dinge. Das haben sogar die Pfleger gemerkt.“ So war Bernhard, echt, unvollkommen, einer von uns. Noch viel mehr gäbe es zu ihm zu sagen. Danke, Bernhard, für die gemeinsame Zeit!
Anmerkung der Redaktion: Für uns als Team war es wichtig und kostbar, Bernhard auf den letzten Metern von Andreas begleitet zu wissen. Als Lebens- und Dienstgemeinschaft hatten wir beide mit ins Gebet genommen, bis von Andreas die Nachricht aus dem Heim kam: „Bernhard ist im Himmel. Dank sei Gott.“ So ist es für uns von besonderer Bedeutung, dass die Losungan diesem Februartag lautete:
„Du hast meine Seele vom Tode errettet, meine Füße vom Gleiten, dass ich wandeln kann vor Gott im Licht der Lebendigen.“ Psalm 56,14